Was bedeutet „Nachhaltigkeit im Wald“? Welche Folgen hatte Kyrill? Diese und viele weitere Fragen beantworteten Förster Ulrich Ackfeld und der stellvertretende Forstamtsleiter Jörn Hevendehl im Rahmen eines Projekttages anschaulich und umfassend im Schulgebäude und im Ostendorfer Wald.
Nach einem geschichtlichen Abriss von ganzen 2000 Jahren zur Entwicklung und Nutzung des Waldes ging es weiter in den Wald von heute. „56% der Fläche im Märkischen Kreis besteht aus Wald und davon sind 83% Privatwald“, so Jörn Hevendehl. Dem Großteil der Projektteilnehmer war nicht klar, dass ihre Waldspaziergänge auf Privatbesitz stattfinden und gesetzlich erlaubt sind. Die Schüler sahen den Wald hauptsächlich als Wellnessoase. “Wenn ich an Wald denke, dann denke ich an die erholsame Ruhe im Wald“, so Berufsschülerin Annika Schmeinta.
Ausgehend vom Regenerationswert für die Bevölkerung lenkten die Experten den Blick auf den Wald als Wirtschaftsfaktor. Der Wald wurde als Fabrik ohne Dach dargestellt, in der Waldarbeiter beschäftigt wären. Als viertwichtigster Arbeitgeber in NRW böte der Sektor Wald und Holzwirtschaft mit den verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Sägewerke, Handel, Verpackung, Möbel 180.000 Arbeitsplätze. Doch wie viel Holz darf geerntet werden, damit der Wald nicht übergenutzt wird? Der Förster als Wächter der Nachhaltigkeit achte darauf, dass nur so viel Holz geerntet werden kann wie nachwächst. Frei nach Eugen Schmalenbach sei die Nachhaltigkeit im Wald heute die Kunst, wie man dem Wirtschaftswald die Gesundheit erhält und Ökonomie, Ökologie und den Freizeitwert des Waldes in Einklang bringt.
Der Sturm Kyrill hat in Halver laut Ackfeld 2,5 Millionen Euro Schaden angerichtet, vom emotionalen Wert für viele Waldbesitzer ganz zu schweigen. Kyrill habe überwiegend reine Fichtenwälder zerstört, einen Waldtyp, der sich schlecht an sich ändernde Klimaverhältnisse anpassen könne. Die Projektgruppe konnte sich im Ostendorfer Wald überzeugen, dass an einigen Stellen inzwischen auf Kyrillflächen Mischwälder gewachsen sind, die besser mit dem Klima der Zukunft zurechtkämen. Auf den Kyrillflächen, auf denen früher nur Fichten standen, wüchsen heute über 10 verschiedene Baumarten. „Wir verstehen Kyrill als Chance, den Wald so herzurichten, den neuen Anforderungen gerecht zu werden“, so Ackfeld. Auch Hevendehl appellierte immer wieder an die Schüler, die Betriebswirtschaft als Nachhaltigkeitslehre zu begreifen und den langfristigen Blick zu wahren.