Wirtschaftsgymnasiasten auf Klassenfahrt am Gardasee
„Wie sehr wünschte ich meine Freunde einen Augenblick neben mich, dass sie sich der Aussicht freuen könnten, die vor mir liegt! Heute Abend hätte ich können in Verona sein, aber es lag mir noch eine herrliche Naturwirkung an der Seite, ein köstliches Schauspiel, der Gardasee, den wollte ich nicht versäumen und bin herrlich für meinen Umweg belohnt worden", so Goethe 1786 in Torbole am Gardasee.
Genauso erging es den Wirtschaftsgymnasiasten und den Lehrern Sascha Gewers, Matthias Brenner und Stefanie Fröndhoff des ESBK, die am Morgen nach einer Nachtfahrt bei der Serpinenabfahrt zu ihrem Ziel Torbole einen ersten atemberaubenden Panoramablick auf den Gardasee und das Monte Baldo Massiv genießen konnten.
Allerdings war die Seeoberfläche gesprenkelt von zahllosen bunten Surfsegeln, während Goethe sich hier allein mit der Natur befand.
Nachdem das Hotel bezogen wurde, erkundeten einige den pittoresken Ort Torbole, während sich andere auf den Wanderweg von Torbole nach Tempesta begaben, um schöne Ausblicke halbhoch über dem See entlang zu genießen. Zeitweise hing der Weg fast über den senkrecht abfallenden Berghang, schwierige Stellen wurden mit Stahltreppen überbrückt.
Am nächsten Tag stand ein Tagesausflug nach Venedig auf dem Programm. Bei angenehmen 25 Grad fuhr die Gruppe im „vaporetto" über türkisblaues Wasser von der Insel Tronchetto in die Lagunenstadt Venedig. Auf dem Markusplatz trafen sie ihre Stadtführer, die sich zum einen der fast 1400-jährigen Geschichte Venedigs von seiner Gründung im Jahr 421 bis zur Abdankung des letzten Dogen im Jahr 1794 widmeten. Besucht wurden sowohl San Marco als wichtigstes politisches Zentrum der Republik als auch Rialto, das damalige Güter- und Finanzzentrum. In Rialto kontrollierten die venezianischen Kaufleute im Mittelalter die Geschäfte zwischen Westeuropa und dem Fernen Osten, aus dem sie die begehrten Gewürze und Seidenstoffe importierten. Nachdem Vasco da Gama Ende des 15. Jahrhunderts das Kap der Guten Hoffnung umrundet hatte, büßten die Venezianer ihre Monopolstellung im Handel mit dem Fernen Osten ein, und der Rialto verlor an Bedeutung. Auch die Legende Giacomo Casanovas mit seiner Flucht aus den Bleikammern Venedigs, der Sinn der schwarzen Gondeln und die Geschichte des Karnevals wurden von den Stadtführern auf Nachfrage aufgegriffen. Zum anderen lieferten sie aktuelle Bezüge und berichteten über den Kampf gegen den Untergang Venedigs sowie gegen das jährliche Winterhochwasser. Die große Bevölkerungsabnahme aufgrund von fehlenden Arbeitsplätzen abseits der Tourismusbranche und hohen Lebenshaltungskosten sowie die hohe Umweltverschmutzung stellen weitere Probleme dar. Im Anschluss an die Stadtführung erkundeten die Schüler auf eigene Faust die Lagunenstadt und erstanden diverse Mitbringsel.
Zurück am Gardasee beinhaltete der nächste Tag eine Schifffahrt über Limone nach Malcésine, wo auch Goethe sich niederließ, um die Skalingerfestung zu skizzieren und dabei beinahe als österreichischer Spion verhaftet wurde. Nach ausgiebigem Bummeln in dem malerischen Gewirr von engen, teils holprigen und sehr steilen Pflasterwegen, kleinen Plätzen und überwölbten Durchgängen und einer Außenbesichtigung der Burg, war Entspannung bei 24 Grad am Strand angesagt. Einige mutige Schüler wagten sogar den Sprung in den 14 Grad kalten See und Adem nahm sogar ein ausgiebiges Bad.