Begeistert war eine Gruppe von Schülern des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs, die zusammen mit ihrem Lehrer Oliver Paus eine Inszenierung von Henryk Ibsens „Ein Volksfeind“ am Hessischen Landestheater in Marburg besuchte. Das gesellschaftskritische Drama ist Pflichtlektüre für die Abiturprüfungen 2016 an Berufskollegs und wird von den Schülern zurzeit im Unterricht behandelt.
Das Stück spielt in einer norwegischen Kleinstadt. Der überaus beliebte Volksfreund Doktor Stockmann lebt zu Beginn in Harmonie mit seinen Mitbürgern, bis er eine folgenschwere Entdeckung macht: Das Wasser des Kurbades der Stadt ist mit Industriegiften belastet. Konfrontiert mit dieser erschütternden Nachricht, die eine langwierige und kostspielige Sanierung des Bades zur Folge haben könnte, versuchen die Stadtoberen, allen voran sein Bruder, der Bürgermeister, diese Entdeckung zu verharmlosen und den Badearzt mit seiner Entdeckung ins Abseits zu rücken. Dem Bürgermeister gelingt es unter Androhung von Steuererhöhungen die „geschlossene Mehrheit“ der Stadt auf seine Seite zu ziehen, so dass bei den Stockmanns schließlich sogar die Scheiben eingeworfen werden und er seinen Job verliert. Dennoch gibt sich der Protagonist nicht geschlagen und entschließt sich im letzten Akt den bereits gefassten Entschluss, in die Neue Welt auszuwandern, zu verwerfen und für die „Wahrheit“ zu kämpfen.
Als ein nichtalltägliches Ereignis wird den Schülern auch das anschließende Nachgespräch im Foyer des Theaters in Erinnerung bleiben. „Die haben ja ganz schön viel verändert“, zeigte sich eine Schülerin nach dem Stück textsicher. Um den Inhalt des 1882 veröffentlichten und ein Jahr später in Oslo uraufgeführten Bühnenstückes in die heutige Zeit zu projizieren, hat Dramaturg Alexander Leiffheidt, der den Schülern zusammen mit den Hauptdarstellern im Anschluss an die Aufführung Rede und Antwort stand, unter anderem einen Tablet-PC eingebaut. Leiffheidt versteht seine Inszenierung nach eigener Aussage als „Modellfall moderner Angstpolitik“, die aktueller sei denn je.
So erfuhren die Schüler über den Unterrichtsstoff hinaus, wie an einem Theater gearbeitet wird.
Oliver Paus