Dass die spanische Wirtschaftssituation gerade für Jugendliche sehr schlecht ist, stellt für die meisten keine große Neuigkeit dar. Für die unter Dreißigjährigen liegt die Arbeitslosenrate in einigen Regionen Spaniens, vor allem im Süden, bei über 50 Prozent!
Aus diesem Grund fand auch der 25 Jahre junge Jorge Villasante Agudo aus Sevilla nach seinem ersten Studium als Softwareentwickler keine Anstellung. Kurzerhand entschloss er sich, noch weitere vier Jahre die Schulbank zu drücken und sich in seinem Fachgebiet weiter zu qualifizieren. In seinem zweiten Studium geht es nun um Infrastrukturlösungen im Bereich Informatik, Netzwerkbetreuung und Internetsicherheit. Im letzten Studienjahr sieht die Studienordnung ein Praktikum von drei Monaten vor. Jorge ergriff die Gelegenheit, diese Zeit in Deutschland zu verbringen, obwohl er auch bequem in Spanien hätte bleiben können.
In Lüdenscheid hat die Europakoordinatorin des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs Dr. Saskia Baumert den Kontakt zwischen der spanischen Fachhochschule I.E.S. Rodrigo Caro in Coria del Río in der Nähe von Sevilla hergestellt und zusammen mit ihrer spanischen Kollegin María José Daza einen Antrag bei der EU über das Programm Erasmus+ gestellt, die den Aufenthalt von Jorge teilweise finanziert. Durch eine glückliche Fügung – der Sohn der Familie Benkhofer ist Schüler des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs - erklärte sich die Lüdenscheider Familie bereit, Jorge für die gesamte Zeit seines Aufenthalts aufzunehmen. Mit der Firma Indusys fand Frau Baumert auch einen ortsansässigen Betrieb, der Jorge einen Praktikumsplatz zur Verfügung stellte. „Für uns ist dieses Projekt eine absolute Win-Win-Situation", erklärte der Besitzer Zoran Trajkovic von Indusys, da unsere Mitarbeiter zwar jeden Tag Englisch lesen, aber wenig sprechen. Durch Jorge sind sie nun gezwungen, in dieser Fremdsprache zu kommunizieren, was einigen nicht so leicht fällt, was aber immer wieder bei Telefonaten mit ausländischen Kunden von ihnen verlangt wird. Jorge, der sich schon sehr gut in das Spezialisten-Team integriert hat, ist für mich durch sein abgeschlossenes erstes Studium vielfältig einsetzbar', so Zoran Trajkovic. „Außerdem hat Jorge schon einige kleinere Probleme für die Kunden im Informatikbereich gelöst und hatte auch schon Kundenkontakt, wo er eine Wartung im Netzwerkbereich durchgeführte."
Seit Sonntag, den 22. März ist Jorge nun im Sauerland gelandet. Er bleibt bis zum 24. Juni. Während dieser Zeit möchte er zum einen die kulturellen Besonderheiten der Region kennen lernen. Für diesen Samstag ist er schon zu einem Konzert eingeladen worden und ein Besuch im Dortmunder Fußballstadion ist auch schon geplant. „Die Kollegen werden sich bemühen, Jorge so gut wie es geht, in das normale deutsche Alltagsleben zu integrieren", so der Firmenchef von Indusys und Saskia Baumert. Zur Kultur, der Begegnung und der Verständigung gehört vor allem die deutsche Sprache. Aus diesem Grund möchte der spanische Student nach der Arbeit gern einen Sprachkurs besuchen, um sich in Zukunft auch auf Deutsch verständlich zu machen. Da Jorge ungebunden ist und Softwareentwickler in Deutschland händeringend gesucht werden, schließt er nicht aus, noch länger in Deutschland zu bleiben oder nach seinem abgeschlossenen zweiten Studium nochmals für einen längeren Zeitraum zurückzukommen. „Wir wünschen ihm alles Gute für seine weitere Zukunft und hoffen, mit diesem Pilotprojekt einen weiteren Kontakt im europäischen Ausland geknüpft zu haben, der für die Schulkooperation hilfreich ist und die Zusammenarbeit zwischen der Institution Schule mit den ortsansässigen Betrieben fördert", so die Europakoordinatorin des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs.
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